Eine Eselsbrücke ist ein Merkspruch oder eine Lernhilfe, mit deren Hilfe wir uns Fakten einprägen, die wir uns sonst nicht so leicht merken könnten. So weit, so klar. Aber was geschieht dabei eigentlich genau im Kopf – und warum heisst die Eselsbrücke überhaupt Eselsbrücke?

Warum Esel Brücken brauchen

Beginnen wir mit der zweiten Frage. Esel sind sehr wasserscheue Tiere und sträuben sich „stur wie ein Esel“ dagegen, durch Bäche und Flüsse zu gehen. Dabei ist dieses Verhalten äusserst nachvollziehbar: Esel können nicht durch die spiegelnde Wasseroberfläche sehen. Sie wissen also nicht wie tief das Wasser ist und meiden daher jeden Übergang.

Das Gehirn merkt sich Bilder besser

Deshalb bauten schon die Römern (und vermutlich viele Völker vor ihnen) ihren Eseln kleine Brücken (pons asinorum): Die Tiere sollten ihr Ziel trotz ihrer wasserscheuen Natur sicher erreichen. Genau dasselbe leistet die sprichwörtliche Eselsbrücke: Sie überbrückt den Weg einer Information in unser Langzeitgedächtnis, indem sie diese Information mit visuellen oder akustischen Assoziationen anreichert. Das Gehirn behält Bilder, Geschichten und Reime viel besser als banale Fakten: Je merk-würdiger eine Assoziation, desto besser erinnern wir uns daran.

  • “Wer nämlich mit h schreibt ist dämlich“ ist leichter zu merken als „Nämlich schreibt man nicht mit h“
  • „Eine alte Dame geht heute einkaufen“ ist leichter zu merken als E-A-D-G-H-E (Reihenfolge der Gitarrensaiten)
  • ( = Klammer auf = abnehmender Mond, ) = Klammer zu = zunehmender Mond.

Fence und Fans, mice und Mais

Diese Memorierungstechniken lassen sich auch für den Spracherwerb nutzen. Denken Sie sich für das jeweilige Fremdwort einfach einen Begriff aus, der in Ihrer Muttersprache ähnlich klingt, und verbinden Sie beide Wörter zu einer kleinen Geschichte. Läuft Ihnen dann das Fremdwort wieder über den Weg, denken Sie automatisch an die Assoziation – und haben die Übersetzung parat.

  • Soaking (engl. durchnässt) klingt wie dt. Socke – Ein Wanderer überquert einen Gebirgsbach: seine Socken werden triefend nass
  • Fence (engl. Zaun) kling wie dt. Fans – Fussball-Fans stehend jubelnd vor einem Zaun um den Spielfeldrand herum
  • Mice (engl. Mäuse) klingt wie dt. Mais – Mäuse machen sich im Maisfeld über Maiskolben her
  • Cloud (engl. Wolke) klingt wie dt. Klaus“- Klaus reitet auf einer Wolke.

10 englische Eselsbrücken

Hier 10 „Spickzettel im Kopf“, die Ihnen über die Untiefen der englischen Grammatik hinweghelfen.

  1. Much oder many?
    Much wird gesprochen wie deutsch Matsch. Matsch kann man nicht zählen. Many wird gesprochen wie deutsch Manni (Manfred). Menschen kann man zählen.
  2. Schreibweise choose und lose
    Choose, chooses an o – lose, loses an o. Choose heisst „etwas auswählen, an sich nehmen“ (hier: ein zusätzliches o), lose heisst „etwas verlieren“ (hier: ein überflüssiges o).
  3. Schreibweise rhythm
    Rhythm Helps You Two Hips Move.
  4. Unterscheidung von desert und dessert
    Desert has one sugar, Dessert has two. Desert, dt. Wüste, schreibt sich mit einem s (wie in sugar), dessert, dt. Nachtisch, mit zwei s.
  5. Unterscheidung von hear und here
    We hear with our ear. Hear (dt. hören) schreibt man mit ea – wie in ear. Here (dt. hier) wird dagegen nur mit e geschrieben.
  6. Verwendung von since und for
    Since bezieht sich auf einen Zeitpunkt (auf das i gehört ein Punkt), for auf einen Zeitraum (in dem Worten ist ein r)
  7. Schreibweise believe und receive
    I before e, except after c. Wenn man ein i spricht, schreibt man meist ie (z.B. believe, piece), ausser es steht ein c oder s vor dem i. Dann schreibt man ei (z.B. receive, seize).
  8. Signalwörter beim Present Perfect
    Never, ever, since and for open present perfect’s door. In Verbindung mit never, ever, since und for kommt immer das Present Perfect. Beispiel: I have lived in the UK since 1980.
  9. Signalwörter beim Simple Past
    Yesterday, ago and last erfordern stets das Simple Past. Beispiel: Two days ago I met my mother.
  10. Englische Zeitangaben
    AM = Am Morgen, PM = Past Midday. AM und PM kommen aus dem Lateinischen und bedeuten ante meridiem (Mitternacht bis 12 Uhr des Folgetags) und post meridiem (12 Uhr mittags bis Mitternacht des Folgetages).

A apropos Mitternacht: Mein Vater erklärt mir jeden Sonntag unseren Nachthimmel ist die deutsche Eselsbrücke für die Reihenfolge der Planeten unseres Sonnensystems (Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun). Aber erst, seit Pluto nicht mehr als Planet zählt. Bis dahin hiess es: Mein Vater erklärt mir jeden Sonntag unsere neun Planeten.